Fehlende Verkehrsinfrastruktur und Hürden bei Genehmigungsprozessen gefährden den Ausbau der Windenergie

BSK legt Best Practice Guide zur Verbesserung der Windenergielogistik vor

 

Frankfurt,15.03.2022: Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien – insbesondere der Windenergie – vereinbart, um die selbstgesteckten Klimaziele zu erreichen. Dazu kommt die aktuelle Entscheidung, die deutsche Stromerzeugung bis zum Jahr 2035 auf erneuerbare Energien umzustellen. Die Umsetzung dieser Ziele sieht der Bundesverband Schwertransporte und Kranarbeiten (BSK) e. V. akut gefährdet, da die logistische Umsetzung durch politische und infrastrukturelle Rahmenbedingungen stark beeinträchtigt ist. Zusammen mit dem Fachverband VDMA Power Systems legt die BSK nun den Best Practice Guide für die Windenergielogistik vor, der zu den akuten Herausforderungen konkrete Lösungsansätze vorstellt.

 

Optimierungsbedarf bei Behörden

 

Die Vorbereitung der Transporte leidet massiv unter den zähen Genehmigungsprozessen. Die Zuständigkeiten zwischen Bund, Ländern und Kommunen sind oft ungeklärt. Zu viel wird dem Ermessensspielraum einzelner Behörden oder gar Sachbearbeitern überlassen. Eine verlässliche Planbarkeit für Transportunternehmen sowie für Anlagenhersteller ist dadurch nicht gewährleistet. Zur Verdeutlichung: für eine einzelne Windenergieanlage kommen 60 bis 80 Einzeltransporte zusammen, zu denen jeweils einzelne Anträge bei den Behörden gestellt werden müssen. Der Bedarf nach einheitlichen Bearbeitungsstandards ist immens. BSK Vorstandssprecher Helmut Schgeiner führt aus: „Wenn sich bei den vielen dutzend Genehmigungsanträgen pro Projekt auch nur einer verzögert, wirkt sich das sofort auf den Gesamtablauf aus. Schließlich müssen die Transportunternehmen gewährleisten, dass nicht nur alle Anlagenteile, sondern auch die zum Aufbau notwendigen Maschinen just in time einsatzbereit sind. Ist das nicht gesichert, macht das eine Neuplanung notwendig und vernetzte Projekte, wie beispielsweise in einem Windpark, können erheblich verzögert werden.“ Um Prozesse bundesweit zu vereinfachen, fordert die BSK, dass die neu geschaffene Autobahn GmbH und alle Unterbehörden in das Genehmigungsverfahren miteingebunden werden müssen. Besonders mit Hinblick auf die Ausnahmegenehmigung nach § 46 Absatz 1 Nummer 2 StVO besteht erhebliches Verbesserungspotential in der einheitlichen Umsetzung.

 

Handlungsbedarf bei der Transportinfrastruktur

 

Der BSK ruft die Bundesregierung weiterhin zum Handeln bezüglich der notwendigen Infrastruktur für den Transport immer größer werdender Windenergieanlagen auf. Rotorblätter mit Längen von deutlich über 80 m werden zum Standard. Dies macht den Bahntransport nahezu unmöglich und erschwert den Transport per Wasserstraße erheblich, da Binnenschiffe und innerdeutsche Schleusen für Transporte dieser Länge nicht ausgelegt sind.

 

Selbst der Straßentransport wird vor neue Herausforderungen gestellt. Wir fordern daher, dass der bereits sehr beschränkte Parkraum für Transporteure auf deutschen Autobahnen deutlich erweitert werden muss. Fast immer werden die Transporte nur für Zeiträume in den Nachtstunden genehmigt. Am Morgen ist dann zwingend Parkraum entlang der genehmigten Strecke gefragt. Es ist eine immense Herausforderung, für einen Transport mit einer Gesamtlänge von knapp 100 Metern zusätzlich zum parkenden Güterverkehr an den Tank- und Rastanlagen oder an den einfachen Parkplätzen eine Parkmöglichkeit zu finden. Dieser Raum muss neu geschaffen werden.

 

Eine weitere infrastrukturelle Herausforderung betrifft die sogenannte „letzte Meile“, wenn ein Transport von der Bundesstraße abfährt. Diese Straßen sind für Schwertransporte nur selten ausgelegt. Daher erhofft sich der BSK, dass neue Möglichkeiten für die Nutzung der Straßen, wie beispielsweise eine alternative Verkehrsführung für Transporte, ermöglicht werden. „Durch die wachsenden Dimensionen der Windenergieanlagen, wird nicht nur die Streckenfindung für uns immer komplizierter, sondern auch die ‘letzte Meile‘ stellt uns immer wieder vor neue Herausforderungen. Wir hoffen daher zukünftig auf ein größeres Entgegenkommen der Verwaltungen“, erläutert Helmut Schgeiner.

 

Best Practice Guide des Arbeitskreises „Windenergie“ gibt Lösungsansätze

 

Im BSK Arbeitskreis „Windenergie“ wurde in enger Zusammenarbeit mit VDMA Power Systems, dem deutschen Fachverband der Hersteller und Zulieferer von Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen, der Best Practice Guide mit besonderem Augenmerk auf Onshore-Windenergieanlagen erarbeitet. Der Best Practice Guide versteht sich als Hilfestellung für alle Fachkreise, die an der Planung und Durchführung von Großraum- und Schwertransporten und Kranverbringungen für Windenergieanlagen beteiligt sind. Das Verständnis der komplexen Logistikzusammenhänge ist unabdingbare Grundlage für eine zügige Umsetzung der Energiewende.